Feministische Außenpolitik geht alle etwas an

Gruppenfoto von 5 Frauen

Die Veranstalterinnen von links: Jutta Fenske, Hanne Battenhausen, Helga Stieglmeier, Kornelia Schäfer und Patricia Mayer

Die Veranstaltung im Rahmen der interkulturellen Woche fand Resonanz

Was würde sich ändern, wenn die Außenpolitik feministischer würde?  Was steckt hinter dem Gedanken und was wäre zu tun? Auf Einladung des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises, des Frauenzentrums Wetterau e.V. und der Frauenbeauftragten der Stadt Bad Nauheim wurden diese Fragen von über dreißig Teilnehmenden im Plenarsaal des Wetteraukreises diskutiert.

„Es gibt viele sich überlagernde Krisen auf der Welt, die sich nur gemeinsam lösen lassen. Hierfür bietet der Ansatz einer feministischen Außenpolitik eine neue Perspektive, indem sie von den betroffenen Menschen aus denkt und nicht nur aus dem Blickwinkel von Nationalstaaten. Die Folgen dieser Krisen spüren nämlich die Menschen direkt und hier insbesondere Frauen, die über weniger Mittel und Einfluss verfügen. Denken wir nur an die Auswirkungen von Kriegen wie in der Ukraine, Afghanistan mit vielen Geflüchteten oder die Klimakrise mit Überschwemmungen und Waldbränden auch hier bei uns.“ führt die Leiterin des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit, Kornelia Schäfer in den Vortrag von Helga Stieglmeier ein.

Diese definiert zunächst Feminismus und weist ausdrücklich darauf hin, dass es nicht um eine Umkehrung der Geschlechterverhältnisse geht, sondern um die gleiche Teilhabe. „Feminismus berücksichtigt alle Geschlechter. Alle Menschen sollen selbstbestimmt leben können. Dazu braucht es auch die Männer“, stellt sie fest. Dann zitiert sie die Homepage des Auswärtigen Amtes, wo ein Beitrag von Annalena Baerbock zu lesen ist, der besagt, dass feministische Außenpolitik keine Politik von Frauen für Frauen ist, sondern alle in den Blick nimmt. Allerdings kann kein Land seine Möglichkeiten voll ausschöpfen, wenn die Hälfte der Menschen nicht Teil haben kann. Dies bedeutet auch, dass der Frieden in der Welt nicht dauerhaft gesichert werden kann, wenn die Interessen der Hälfte der Bevölkerung nicht berücksichtigt werden. „Um zu wissen, was Frauen brauchen, müssen sie gefragt werden. Und das geht am besten, wenn sie zu gleichen Teilen mit den Männern am Verhandlungstisch sitzen und auf Augenhöhe wirken können“ findet Helga Stieglmeier.

Untersuchungen zeigen, dass Friedensverhandlungen schneller gehen und besser umgesetzt werden, wenn Frauen mit am Verhandlungstisch saßen. Je gefestigter ein Staat ist und je mehr Geschlechtergerechtigkeit herrscht, desto weniger kommen menschenfeindliche Strukturen vor und je weniger besteht die Neigung, Konflikte mit militärischer Gewalt lösen zu wollen.

Bei der Frage, wie Frauen sich vor Ort für eine feministische Außenpolitik einsetzen können, wurden einige praktikable Vorschläge gemacht. Frau Stieglmeier, die selbst Kommunalpolitikerin ist, hielt ein mitreißendes Plädoyer für die Mitgestaltung in der Politik und schloss: „um die Zukunft zu gestalten, müssen wir Widersprüche aushalten können.“ Auch ohne Bindung an die Politik können alle, Frauen wie Männer, Haltung zeigen und Standpunkte immer vertreten, um rückschrittliche Gedanken gar nicht erst wachsen zu lassen. Natürlich geht es auch darum, Netzwerke zu bilden und sich gegenseitig zu unterstützen.

Das Frauenzentrum befasst sich gerade mit der Frage, was Frauen in der Wetterau brauchen. Ausgehend von einem Workshop, der schon stattgefunden hat, geht die Diskussion weiter und interessierte Frauen können sich gerne melden beim Frauenzentrum Wetterau e.V.

Weitere Veranstaltungen des Frauenzentrums und der Frauenbeauftragten der Stadt Bad Nauheim im Rahmen der Interkulturellen Wochen finden Sie hier 

Veröffentlicht am: 22. September 2022